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Hintergrund

Die Digitalisierung der Dokumente der Konzentrationslager hat auch die Arbeit der Gedenkstättenarchive verändert. Die Recherche erfolgt heute meist nicht mehr in den Magazinräumen selbst, sondern in Datenbanken. Teils können so Häftlingsschicksale geklärt werden, die früher als unlösbar erschienen.

Magazinraum der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)
Magazinraum der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)

Die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg begann bereits 2012 mit dem Aufbau einer digitalen Forschungsplattform zu NS-Opfern, den Memorial Archives. Die online zugängliche Datenbank zeigt auf einen Blick alle zu einem Häftling vorhandenen Dokumente und Informationen, wodurch Haftwege einfach nachvollzogen werden können. Die Memorial Archives helfen den Mitarbeiter*innen der Gedenkstätte ungemein, Anfragen von Angehörigen und Forschenden zu beauskunften. Seit 2020 besteht ein Kooperationsprojekt mit dem Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau, um auf Basis der Memorial Archives eine neue Datenbank für die Bestände zum Konzentrationslager Auschwitz zu schaffen.

Blick auf den ehemaligen Appellplatz des KZ Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)
Blick auf den ehemaligen Appellplatz des KZ Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)

Um zu zeigen, wie die Digitalisierung der Archive hilft, Jahrzehnte nach der Befreiung der Lager historische Fragen zu beantworten, hat das Projektteam der beiden Gedenkorte zusammen mit dem Kollektiv für visuelle Kommunikation Zoff „Research Stories" entwickelt: eine digitale Plattform für Recherchegeschichten. Anhand konkreter Fälle erläutern Archivmitarbeiter*innen die teils detektivischen Methoden, mit denen sie tagtäglich versuchen, Häftlingsschicksale zu klären. Ihre Recherchegeschichten verdeutlichen jedoch auch den fragmentarischen Charakter möglicher Erkenntnisse, denn viele Dokumente sind bei der Räumung der Lager von der SS vernichtet worden.

Gefangenennummer der Häftlingsuniform von Wiktor Osęka im KZ Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)
Gefangenennummer der Häftlingsuniform von Wiktor Osęka im KZ Flossenbürg (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg)

„Research Stories" lässt an Recherchen teilhaben und reagiert damit auf ein Interesse in vielen Archivanfragen. Online-Datenbanken haben die Beauskunftung verändert: Wer sich heute an eine Gedenkstätte wendet, hat zuvor oft schon selbst recherchiert. Den Anfragen sind deshalb häufig Scans von Dokumenten angehängt. Angehörige haben manchmal auch ein Portraitfoto oder Informationen zu den Umständen der Verhaftung. Die Anfragenden bringen ihr Wissen in die Recherchen mit ein und helfen so, die Menschen hinter den Namen in den Datenbanken sichtbar zu machen.

Selbstporträt von Frederik Jan Fikke, genannt Freddy, geboren am 24.5.1925 in Amsterdam, gestorben am 9.4.1945 im Außenlager Lengenfeld des KZ Flossenbürg (Privatbesitz)
Selbstporträt von Frederik Jan Fikke, genannt Freddy, geboren am 24.5.1925 in Amsterdam, gestorben am 9.4.1945 im Außenlager Lengenfeld des KZ Flossenbürg (Privatbesitz)

Recherchen zu Verfolgten des NS-Regimes sind durch die Informationsangebote im Netz zwar für jedermann möglich worden. Wer selbst recherchiert, stößt jedoch häufig an Grenzen. So sind die Datenbanken der Museen, Archive und Gedenkstätten aus datenschutzrechtlichen Gründen für Privatpersonen meist nicht vollständig zugänglich. Um gefundene Dokumente wie etwa Karteikarten, Transportlisten oder Personalbögen zu verstehen, ist außerdem ein spezielles Wissen nötig.

Die Recherchegeschichten verhandeln deshalb Themen, die in den Anfragen an die Gedenkstättenarchive regelmäßig wiederkehren: Wie kann etwa das Grab eines Angehörigen gefunden werden? Lässt sich herausfinden, wie ein Häftling starb? Warum gibt es kaum Dokumente? Die Website stellt darüber hinaus einen Wegweiser für eigene Recherchen bereit mit nützlichen Links, Adressen und Ratschlägen.

Von Angehörigen auf dem Flossenbürger Ehrenfriedhof zurückgelassene Objekte (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)
Von Angehörigen auf dem Flossenbürger Ehrenfriedhof zurückgelassene Objekte (KZ-Gedenkstätte Flossenbürg / Foto: Thomas Dashuber)

„Research Stories. Spuren und Geschichten von KZ-Häftlingen" ist ein digitales Angebot der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg und des Staatlichen Museums Auschwitz-Birkenau in drei Sprachen: Polnisch, Englisch und Deutsch. Die Website wird nach und nach mit weiteren Recherchegeschichten ergänzt.